Mischwälder in vielfarbigem Grün schützen das Gedeihen lieblicher Täler
Elmar 5 cm
[neuer Gelatinesilberabzug, 18,6 x 27 cm]
Diese Kuhgespanne und knarrenden Wagen geben dem Lande noch das »Gemütliche“ - das zum Gemüt sprechende. Sie gehören zum Lied der Landschaft, zum Plätschern der sanften, klaren vielkurvig sich windenden Wässerlein in den Talgründen, zum Duft der blühenden Wiesen, des Heues, der Getreidehocken auf den Erntefeldern; zum Surren der Mäh- und Dreschmaschinen in den Dörfern, sie gehören zum sanften Schwung der Felder, die sie, hangauf, hangab, bedächtigen Schritts beschwerlich durchziehen. Man möchte diese Gespanne nicht missen, die einen warmen menschlichen Klang in die Landschaft tragen, im Gegensatz zum Gedröhne motorisierter Lastwagen, deren Staub das saftige Grün der Felder nichtachtend erschlägt. Wer nicht den Frieden der Seele hat, sich dem ruhigen Rhythmus und Atem des bäuerlichen Lebens anzugleichen für Stunden spannunglösenden Genießens, wer nicht das Herz hat, dies Leben zu achten, der sollte nicht die intimen Tal- und Höhenwege wählen, deren lebensnahe Schönheiten er in der Flucht des Fahrens ja doch nicht recht erfaßt. Wo die Berge hie und da zurücktreten, die sonst tiefen Falten der Talschluchten sich weiten und aus ihnen einzelne Bergkegel sich recken, da ragen die immer noch erhabenen Ruinen jener mächtigen Burgen, die einmal sich Herrschaft anmaßten über das Land der Lahn. Vom Turm des Gleibergs hinüber schauend zum Gießener Becken, mag man angesichts des nachbarlich nahen, wuchtigen Vetzbergs wohl begreifen, wie weit beherrschend die Macht dieser Burgen einst war, wie sie die Straßen und jede Bewegung auf ihnen überschauten. Daß auch ihnen Grenzen der Macht gesetzt wurden, beweisen die Ruinen.
Von ihren Türmen gesehen, reiht sich ringsum Waldkuppe an Waldkuppe, breitet sich Feld an Feld, wächst Dorf an Dorf. Dazwischen fließen Straßen, Sträßchen, Wege, ein Gewirre dennoch klarer Linien im sanften Schwung der Felder. Über allem steht fern der dunkle Saum des hohen Westerwaldes, dessen kalte Luft oft die tieferen Gefilde überschauert und deren sonstigen Liebreiz noch tiefer empfinden läßt.