Über den Dächern von Wetzlar...
Summitar 5 cm
[neuer Gelatinesilberabzug, 26,6 x 18,1 cm]
„DIE CAMERALEN“
Es ist uns Heutigen wahrscheinlich tiefer zu Herzen gehend, als es früheren Generationen sein konnte, im weiteren Verfolg der Wetzlarer Geschichte im Einzelnen und jener des Reiches im Besonderen sehen zu müssen, durch welche Unzahl von kleinlichen Fehden eine strebsame und politisch an sich nicht interessierte Stadt immer wieder in ihrem Fortkommen behindert ward, weil wir die gleiche Drangsal der Kriegsschrecken mitsamt ihren Nachwirkungen erfuhren und immer noch in den ersten Ansätzen zu deren Überwindung stehen. Um - beileibe nicht umfassend, sondern nur andeutungsweise - einiges zu erwähnen: Dem aufatmend begrüßten Westfälischen Frieden folgten Übergriffe der Landgrafen von Hessen, die deren Eigenschaft als „Schutzherren“ geradezu ad absurdum führten. Immer ging es um Geld, das eben nicht vorhanden war und nicht vorhanden sein konnte nach aller vorausgegangenen Schröpfung und Not. Die Raubkriege Ludwigs des XIV. brachten für Wetzlar den erschöpfenden Durchmarsch der „Kaiserlichen“ und „Brandenburger“, dann das Vorfluten der Franzosen und wiederum nachfolgende „Kaiserliche“ und „Lüneburger“ in Winterquartieren mit allem bekannten Gefolge des Hungers und der Seuchen. Dem sogenannten holländischen Krieg folgte der pflälzische mit erheblichen Brandschatzungen im engen Umkreis der Dörfer, folgte die Zerstörung von Speyer, die einzige unglückselige Kriegsfolge, die zum Bessern Wetzlars anschlug durch Verlegung des Reichskammergerichts von dort nach hier.