Ball- und Komödienhaus zum „Römischen Kaiser“ am Kornmarkt, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft Goethes Wohnung lag
Summaron 3,5 cm
[neuer Gelatinesilberabzug, 27 x 18,6 cm]
Dieser ältere Teil des Doms ist in der Schwere der Formen verwandt mit denen der Pauluskirche zu Worms und zeigt langobardischen Einfluß. Dem flüchtigen Besucher Wetzlars dürften die interessanten Merkmale jenes Stils verborgen bleiben, nämlich die überaus harmonischen Maße des Heidenportals, das hinter den Gittern der heutigen gotischen Türme (genauer gesagt eineinhalb Türme) verborgen liegt. Die schlanke Mittelsäule, die das größere Bogenrund über ihr auffängt mit zwei kleineren Torbogen, ruht auf einem attischen Sockel, der noch die primitive Form des Knollenmotivs an Stelle der späteren „geformten“ vier Eckblätter zeigt. Das eigentliche Bogenrund führt das seltene Motiv abgerundeter „Zahnschnittklötze“, das man südfranzösischem Ursprung zuschreibt. Das Ganze wirkt in seiner Ruhe und der Sicherheit der Maße schlechthin „erhaben“. Das heutige Vielerlei der Stilarten aller Jahrhunderte, die vom Romanischen bis zum Barock, je nach schmalem oder prallem Geldbeutel üppig oder bescheiden, an der Vollendung des Gotteshauses bauten, mag den einen stören, dem anderen Fundgrube kultureller und historischer Reminiszenzen sein. So offensichtlich hat man sich Ende des 12. Jahrhunderts unter Barbarossa von der frommen Solidität und Schlichtheit des Romanischen abgewandt, daß, so klein die Reichsstadt auch noch war, man kühn daran ging, in geplanter Erweiterung des schwerblütigen Baues diesen einfach mit der Kühnheit himmelstürmender Gotik umschließen zu wollen. Man nutzte die massiven Fundamente und Grundmauern, stockte auf und riß weg, was dem derzeitigen Geschmack ersetzt schien mit Besserem und Zeitgemäßem. Heute kann man nur danken, daß die Vollendung des zweiten gotischen Turmes nicht gelang und innerhalb des Gevierts dieser gleichfalls massigen Türme das altromanische Portal mitsamt Turm in der Wucht seines schweren Gemäuers erhalten blieb als Dokument einer stilreineren Bauzeit. Denn das Himmelstürmende, die ekstatische Leichtigkeit der Gotik, wie sie an einem Münster in Ulm oder Köln so mitreißend erhebt - dies Himmelstürmende blieb dem Wetzlarer Dom versagt. Vielmehr wirken seine Türme durchaus massiv und schwer, und nur die Schönheit der Portale an West- und Südseite mit der Auflockerung bewegter Figuren entzückt als Ausdruck dessen, was gemeinhin dank der Stilreinheit der vorerwähnten Münster unter gotischem Bau- und Schmuckwillen als Vorstellung in uns lebt.