Der Dom über der Lahn und über der Stadt
Elmar 5 cm
[alter Gelatinesilberabzug, 23,5 x 17,2 cm]
Nebenbei war es mit der Freiheit des einzelnen in diesen Dingen durchaus nicht rosiger gestellt als heute. Vielmehr kümmerte sich die Stadtobrigkeit recht peinlich genau um Preisfestsetzungen, Warenkontrolle und gegebenenfalls um Produktionsbeschränkung, die allesamt also keineswegs eine teuflische Erfindung des 20. Jahrhunderts sind. Es war nur natürlich, daß die Handwerker zur Einigung in diesen Fragen und zu gegenseitigem Schutz sich zusammentaten in den Zünften, deren geschlossener Widerstand gegen ungerechte oder störende Maßnahmen durchaus wirksam sein mochte.
Wie dem allem auch sei, die kleine Reichsstadt zwischen Lahn und Wetz hatte ihre großen Jahre, hatte im Rahmen des Reichs erhebliche Bedeutung, die allerdings im schwierigen Auf und Ab des Mittelalters nicht von langem Bestande war. Jedoch kann es nicht Zweck dieses kleinen Rückblickes auf Wetzlars Geschichte sein, alle seine Beziehungen und Sonderverträge mit dem Reich, alle von jeweiligen Kaisern und Fürsten der Stadt verliehenen Privilegien (die durchweg kostspielig waren), alle ihr auferlegten Arten von Steuern sowie Verpflichtung zur Huldigung und Heerfahrt im Einzelnen aufzuführen. Vielmehr ist nun kurz festzustellen, daß es Ende des 14. Jahrhunderts, also nach verhältnismäßig kurzer Blüte, wiederum bergab ging. Nicht nur infolge starker Heranziehung zur Heerfolge, die durch Stellung von Söldnern oder Geldbußen klüger abgegolten ward, als durch Waffendienst des Einzelnen, in seinen Geschäften wichtigeren Bürgers. Sondern die Überbelastung lag - bei allem Gewerbefleiß - in den hohen Reichssteuern, in Erhaltung und Ausbau der Wehranlagen, Stadtmauern und den allgemein zu hohen Abgaben. Wirtschaftliche Ungunst allgemein dürfte viel dazu beigetragen haben, den Verfall zu beschleunigen.