Gotisches Portal mit Vorhangbogen an der Michaelskapelle, dem früheren Beinhaus
Summaron 3,5 cm
[alter Gelatinesilberabzug, 22,8 x 16,5 cm]
Über die Jahrhunderte, die zwischen dem Zeitraum römischer Unternehmungen und Invasionen am Rhein und Mosel und dem achten Jahrhundert liegen, wissen die Urkunden nur Spärliches zu berichten. Es dürfte sich nichts anderes ereignet haben, als das übliche Werden und Vergehen verstreut liegender unwichtiger Einzelsiedlungen und Dörfer mit dem zu allen Zeiten unvermeidlichen Auf und Ab von Erdenglück und Erdenjammer, von Zwistigkeiten um Mein und Dein, vom harten Kampf um ein kurzes Leben, das dem Einzelnen ungeheuer wichtig erscheint, im Weltgeschehen aber gänzlich ohne Bedeutung ist. Ob Germanen, Kelten, Römer oder ihre Mischlinge die armseligen Marionetten des Schicksals waren -, die Zeiten gingen ungerührt darüber hin, wie sie über uns erbarmungslos hingehen in den gewaltigeren Umwälzungen heutiger Entwicklungen. Bemerkenswert für das Entstehen späterer Herrschaften oder Herrensitze ist nur, daß der Erfolgreichere und Stärkere von ungenütztem Land stillschweigend Besitz ergriff, es einfriedigte, in Arbeit nahm und sich zum „freien Herrn“ desselben erklärte. Der Schwächere hielt sich notgedrungen klüglich in seinem Schutz und fronte als Gegenleistung. So erwuchsen daraus allmählich Herrensitze mit größeren Dörfern. Zur Entlastung ihres hinsichtlich Besitz nicht immer sehr reinen Gewissens, oft genug auch aus wirklicher Frömmigkeit, pflegten die also Begüterten den Klöstern Stiftungen zu machen, was diese zum Dank wiederum in ihren Chroniken vermerkten. So finden sich in den Aufzeichnungen der Mönche von Lorsch und Fulda die ersten Anmerkungen über bemerkenswerte Dörfer und Herrschaften im Gau der Lahn.