Der Dom zu Wetzlar
Hektor 2,8 cm
[alter Gelatinesilberabzug, 22,9 x 17,1 cm]
Es soll nicht übergangen werden, daß darüber hinaus menschliches Leben hier seine Spuren schon in der älteren Steinzeit hinterließ und Siedlungen im weiteren Flußgebiet der Lahn bis zum Jahre 5000 vorchristlicher Zeit zurückzuverfolgen sind, wie Ausgrabungssammlungen im Wetzlarer Museum beweisen. Jedoch dürfte das im Großen und Ganzen nur den wählerisch suchenden Liebhaber und Forscher interessieren. Der schnellebige Mensch des 20. Jahrhunderts pflegt vor diesen an sich wichtigen Kronzeugen vergangener Kulturen (die ja schließlich Grundlagen der unseren sind) bald zu kapitulieren. Er bestaunt wohl die Formschönheit alter Urnen und Gebrauchsgefäße, primitive Handwerkszeuge und sogar Schmuck, und fragt sich, wie Menschen überhaupt auf erste Erfindungen und Handfertigkeiten kamen. Er schätzt die in aller Primitivität maßstäblich doch so vollkommen und wohltuend harmonischen Gebilde eines sicheren Gestaltungswillens, aber geht doch bald zur Tagesordnung über, weil der Sprung vom Damals zum Heute ihn gar zu gewaltig dünkt und verbindende Glieder zur Überbrückung durchweg fehlen.
Es dürfte auch zu weit führen, auf das Hin und Wieder wechselnd durchziehender Völker von Ost und West, Nord und Süd, die ihren Weg durch die Täler von Lahn, Sieg und Dill nahmen, näher einzugehen. Nicht das Gesamtgebiet zwischen den genannten Flüssen ist es, das uns zunächst beschäftigt, sondern das engere um unsere Stadt, das zu deren Entwicklung, Geschichte und Bedeutung in unmittelbarer Beziehung stand.